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Samstag, 16. September 2006
Wendy regt sich schon wieder auf
andrewendler, 16.09, 03:05

niemand hat mich jemals als glühenden katholiken kennen gelernt und ganz sicher bin ich weit davon entfernt, hier für unterstützung für den witzlosen chef dieser anachronistischen vereinigung zu werben. aber die kampagne, die aus der sogenannten »islamischen welt« gerade über ihn ausgeschüttet wird, ist so lächerlich, dass ich mich genötigt fühle, partei für diesen eigentlich recht jämmerlichen menschen zu ergreifen, der glaubt, dass er der vertreter gottes auf erden wäre.

sicher: die auswahl des zitates ist ausgesprochen unglücklich gewesen. wer in solchen zeiten mit solchen worten um sich wirft, der braucht sich nicht wundern, wenn sie ihm direkt im mund umgedreht werden. aber dennoch: die wütenden und ihrerseits zu allerlei historistisch ausstaffierten göttern und propheten betenden massen zwischen südosteuropa und südostasien, die jetzt von beleidigung und anmaßung faseln, sollten sich vielleicht doch die mühe machen, auch einmal einige andere sätze aus dem vortrag des papstes zu lesen, der im internet veröffentlich ist. hier geht’s zur ganzen fassung

»In der westlichen Welt herrscht weithin die Meinung, allein die positivistische Vernunft und die ihr zugehörigen Formen der Philosophie seien universal. Aber von den tief religiösen Kulturen der Welt wird gerade dieser Ausschluß des Göttlichen aus der Universalität der Vernunft als Verstoß gegen ihre innersten Überzeugungen angesehen. Eine Vernunft, die dem Göttlichen gegenüber taub ist und Religion in den Bereich der Subkulturen abdrängt, ist unfähig zum Dialog der Kulturen.«

ich rege mich über die sich aufregenden muslime deshalb auf, weil wir langsam in eine situation kommen, in der keinerlei dialog oder ernsthaftes nachdenken über ursachen, form und folgen des gegenwärtigen konfliktes mehr möglich ist. jede argumentation wird theologisiert und zwar nach den regeln einer starken monotheistischen religion. in den demokratischen ländern europas und amerikas aber ist, und auf diesen unterschied weist der papst, wenn auch bedauernd, hin, diskussion auf nicht-theologischem level möglich und sogar erwünscht.

wenn ich das undifferenzierte geschrei aus den moscheen der welt höre, das letztlich um den glauben an einen propheten kreist, dann bin ich auf dieser stufe nicht zum dialog bereit. wer glauben will, der sollte sich auch mit der vorstellung anfreunden, dass die ungläubigen als solche ganz gut leben können. zumindest wenn ihnen durch das versprechen auf dreißig himmlische jungfrauen nicht der hintern weggesprengt wird.