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Samstag, 3. Dezember 2005
noch 21 tage
andrewendler, 03.12, 14:53
  1. Advent erlaubt außerdem jenen, die glauben, dass hinter jeder Tradition transzendentale Signifikanten, phallische Mütter oder einfach: Restauration wie tausendjähriger Muff sich aufgestaut hat, all das unter zentimeterdicken Puderzuckerdecken zu begraben und herzlich in ihren fetten Stollen zu beißen, auf dass ihnen der Appetit nach altbackenen Ritualen für die nächsten Monate vergehe.
  2. Advent ist lehrreich. Man lernt zählen: erst eins, dann zwei, dann drei dann vier. Man lernt Vergessen, denn wer das »dann« nicht wieder vergisst, wird sich im neuen Jahr im Matheunterricht sehr wundern. Man lernt Malen: jeder kennt die Ikonografie des Selbstgebastelten: Sterne, die aussehen wie Unfallräder, Zweige von Bäumen über deren botanische Herkunft man nichts wissen möchte und zwischendrin Geschenkpackungen, die so groß sind, wie man sie selbst bekäme, aber nicht Geld genug hat, sie selbst zu verschenken. Man lernt die praktische Seite der Bulimie: würde man die überall angebotenen Süßigkeiten essen, müsste das ganze Weihnachtsgelder in weitere Hosen investiert werden. Und schließlich: für einen Moment glaubt man, man hätte mal singen gelernt, aber ich kann Euch versichern: nur weil man ›diese spezielle Gefühl‹ im Herzen hat, sollte man tunlichst vermeiden es mithilfe der Stimmbänder in die Welt zu bringen. Denn noch sind nicht alle taub geworden.
  3. Das eigentlich schöne am Advent ist natürlich, dass er für jeden etwas bietet. Wer liebe Menschen um sich herum hat, kann und soll sie beschenken, wer keine hat, der kann sich immerhin alle 20 Meter an einem der Glühweinstände besaufen, bis seine Nase so rot ist, wie die vom Nikolaus und ihn dann zumindest die Kinder für einen kurzen Moment ehrfürchtig lieben.
  4. Advent heißt aber und vor allem auch: man freut sich irgendwie, dass man sich mitten in der Woche hinsetzen kann, einen völlig sinnlosen Text verfasst und das nur für seine lieben Freunde tut, die ihn vielleicht irgendwie mitbekommen. Es stellt sich ein Gefühl ein, das man vorläufig als »warm um’s Herz werden« bezeichnen könnte. Vielleicht nicht nur beim Schreiber dieser Zeilen :-)