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Freitag, 2. Dezember 2005
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andrewendler, 02.12, 14:00

8 Gedanken zum Beginn der Adventszeit

  1. Warum ich hier ausgerechnet acht Gedanken zu jenem Fest vorbringen will, das als Höhepunkt des Jahres zugleich den Niedergang des selben einleitet, weiß ich nicht. Vermutlich liegt das an einer typisch weihnachtlichen Zwangsvorstellung, von der man sich auch im Rest des Jahres nur kaum frei machen kann: Originalität. Zwei Gedanken wären zu wenig und würden sich als binare Opposition auffassen lassen. Drei Gedanken: der Vater, der Sohn, der heilige Geist? Vier Gedanken wäre wegen der vier Advente zu nahe liegend. Bei fünf ist ein Rad zu viel am Wagen. Am sechsten ist Nikolaus, das muss also noch warten, sieben Tage dauerte Gottes Schöpfung und ausgerechnet jetzt christliche Symbolik zu bemühen wäre so einfallslos, wie im Goethejahr nach Weimar zu fahren. Also acht.
  2. Schon bei diesem zweiten Punkt frage ich mich, wie ich jemals acht kluge Gedanken hier unterbringen will. Liest eh keiner. Und witzig dürfte es dann auch nicht mehr werden. Ich sollte doch streichen.
  3. Eigentlich ist immer Advent: irgendwann geht es los und man weiß: aha, jetzt geht es also los. Ich muss also noch dieses und jenes tun, der Countdown läuft und plötzlich regiert der Konjunktiv über alle guten Vorhaben: ich müsste eigentlich, ich sollte morgen anfangen, wenn nicht … dann hätte ich heute die ersten dreißig Seiten gelesen. Und dann kommt auf einmal das, wovor man sich, in Anbetracht eines messbare Sicherheit vorgaukelnden Countdowns sicher glaubte: Doomsday. Der Himmel stürzt über der Erde zusammen, man bereut plötzlich alle Sünden, gelobt, dass es so nie wieder vorkäme und fragt sich, wie es auf einmal schon so weit sein könnte, es hätte doch eben erst angefangen. Irgendwie kriegt man es dann doch noch fertig und hofft, dass die Beschenkten nicht merken, dass das Geschenkpapier an der Power-Point-Present-ation nur vor lauter Angstschweiß klebt.
  4. Advent ist Karneval für heimliche Kostümfetischisten, denen ihr Hang zu ausgeprägten Verkleidungen peinlich ist. Sie verhängen deshalb hier Haus mit blinkenden, glitzernden, stechenden, duftenden Pseudoreliquien, die von ferne an Zeiten gemahnen, in denen Gold noch etwas bedeutete und können all das unter dem ehrenvollen Titel der Traditionsliebe verbuchen, was sie sonst als Kitschfanatiker diffamieren würde.

die zweite hälfte gibt’s dann morgen :-)