heute ist der 149. geburtstag von Mr. Oscar Wilde.
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Was ist ein Denken? Es ist eine Verwandlung, weil man von einem Ich zu einer Sprache wird, weil man von einer Person zu einer Verkettung aus Bildern und Worten wird. Denken heißt Ereignisse zu produzieren. Und Denken ist Zeugen- und Komplizenschaft. Man wird zum Zeugen eines Sagens, eines Zeigens, welches explodiert. Und Denken geschieht niemals in einem selbst. Denken ist immer schon außerhalb, vor mir und nach mir. Ich habe das nie so stark erfahren wie bei der Lektüre von Gilles Deleuze. Eigentlich ist Denken der Akt einer radikalen Selbstentfremdung, weil man eher der wird, den man liest, als eine Person zu sein. Es hat nichts mit mir zu tun, wenn ich versuche einen bestimmten Begriff eines Philosophen nachzuvollziehen, es hat aber wohl etwas mit diesem Philosophen und seinem Begriff zu tun. Und damit ist Denken nichts weiter als ein Grinsen ohne Katze, weil man selbst die Katze ist, die lange verschwunden ist, wenn das Grinsen noch da ist.
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Als Alice überlegte welchen Weg sie nun einschlagen soll, entdeckte sie nicht weit von ihr entfernt eine Katze auf dem Ast eines Baumes. Die Katze grinste als sie Alice erblickte. ”Eigentlich sieht sie ganz freundlich aus”, dachte sich Alice, ”aber sie hat sehr lange Krallen und ziemlich scharfe Zähne. Also bin ich lieber etwas vorsichtig.”
”Na, du Mieze” begann sie ziemlich zögerlich, denn sie war sich nicht sicher, ob der Katze dieser Name überhaupt gefiel. Die Katze schien er jedoch nicht zu stören, ihr Grinsen wurde sogar noch etwas breiter.
”Kannst du mir bitte sagen, wie ich von hier aus am besten weitergehen soll?” fuhr Alice fort. ”Das hängt davon ab, wo du hinwillst.” antwortete die Katze.
”Nun ja, eigentlich ist es mir ziemlich egal.” sagte Alice. ”Dann ist es auch egal, wie du weitergehst.” erwiderte die Katze. Diese Antwort war so überzeugend, daß Alice nicht wußte was sie dazu sagen sollte.
”Wir sehen uns dann dort” fügte die Katze in ihrer gelassenen Stimme noch an und begann sich augenblicklich in Luft aufzulösen. Alice war davon gar nicht besonders überrascht, denn inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt, das ständig etwas ungewöhnliches passierte.
Plötzlich erschien die Katze an der Stelle wieder an der sie gerade verschwunden war. ”Was ist eigentlich aus dem Baby geworden?” erkundigte sie sich ”Ich hätte fest vergessen danach zu fragen.”
”Es hat sich in ein Schweinchen verwandelt” antwortete Alice ganz ruhig als wäre nicht besonderes passiert. ”Das habe ich mir schon gedacht.” sagte die Katze und löste sich wieder in Luft auf.
Alice wartete noch etwas, da sie erwartete, daß die Katze noch einmal erscheinen würde. Als sich nach einigen Minuten nichts getan hatte, lief sie einfach weiter.
Doch schon nach einigen Schritten erschien die Katze wieder auf dem Ast eines Baumes. ”Sagtest du eben ’Schweinchen’ oder ’Steinchen’?” fragte sie. ”Ich sagte ’Schweinchen’”, antwortete Alice, ”und ich möchte dich darum bitten, nicht ganz so schnell zu verschwinden und wieder aufzutauchen. Das macht einen ja ganz schwindelig...”
”Kein Problem” erwiderte die Katze und verschwand diesmal ganz langsam. Zuerst löste sich das Schwanzende auf, dann der wuschelige Bauch und ganz zum Schluß das breite Grinsen, das noch einen Moment lang zu sehen war, als der Rest schon längst verschwunden war ...
aus Lewis Carrols Alice im Wunderland
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